Aufbruch in eine neue Kreativität: Künstliche Intelligenz verlangt mehr denn je, innovativ zu sein.
- Sabine Anna Engel
- 7. Aug. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Aug. 2023
KI steigert Geschwindigkeit und entlastet Teams.
Doch sie kann auch Kreativität bremsen und Bequemlichkeit fördern.

Große Umbrüche beginnen oft im Kleinen. Und unbemerkt. Während ich morgens mit meinen Kollegen ein Pläuschchen am Kaffeevollautomaten halte, jeder mit seinem individuell liebsten Heißgetränk ausgestattet, war die KI schon auf unserer Seite. Sie hat den Barista ersetzt und auf Knopfdruck Algorithmen, sprich Rezepte, in aromatisch duftende Getränke verwandelt.
Zurück am Rechner habe ich stets DeepL Write geöffnet, um in meinen Mails an britische Kollegen möglichst verständlich und smart zu erscheinen. Ich suche Inspiration für die nächste Marketingkampagne, brauche möglichst schnell ein aufmerksamkeitsstarkes Bild für den heutigen LinkedIn-Post und will den nächsten Blogartikel noch vor der Mittagspause veröffentlichen? Mit der Nutzung von ChatGPT, Midjourney und Mindverse werden mir die Vorteile durch die Nutzung generativer Künstlicher Intelligenz schon sehr viel bewusster.
Modern denkende Wissensarbeiter finden sich inmitten massiver Umbrüche der Arbeitswelt. Sie sorgen für mehr Geschwindigkeit, mehr Output und können entlastend wirken. Grandios finde ich, dass sie -wie gesagt fast unbemerkt- die Anpassungsfähigkeit an neue Technik erhöhen und meine kontinuierliche Veränderungsbereitschaft sowie Transformationsfähigkeit trainieren.
Aber: Sie sie sind auch idealer Nährboden für Bequemlichkeit und Faulheit. Denn besonders Kreativität, also die Fähigkeit etwas zu erschaffen, was neu oder originell und dabei nützlich oder brauchbar ist, bleibt auf der Strecke. Die meisten eingesetzten KI-Tools basieren auf Sprachmustern, Ideen und Texten aus der Vergangenheit. Die Algorithmen für maschinelles Lernen beruhen auf menschlichen Hypothesen, die sie beweisen oder widerlegen können. Mit Weitblick hat das nichts zu tun. Neue Ideen, erleuchtende Erkenntnisse, witzige Gedanken, kühne Thesen, eben echte Innovationen entstehen nicht. Wir werden schnell dazu verleitet, uns keine „echten Gedanken“ mehr zu machen, wenn unser Hauptjob nun darin besteht, KI-Produziertes zu redigieren.
Kreativität, Innovationskraft und Prospektionsfähigkeit sind die heutigen Erfolgs-, ja sogar Überlebensfaktoren.
Gerade jetzt geht es um allerhöchste Alarmbereitschaft, das eigene, prosperierende Fortbestehen zu sichern. Innovationskraft und Kreativität prozessual ins Unternehmen zu integrieren ist mehr denn je Erfolgsfaktor. Mehr noch: Sie sind absolute Notwendigkeit, um zu bestehen und zu wachsen, eben erfolgreich an der Wirtschaft teilzunehmen und diese gestalten. Wenn Unternehmen in der Zukunft bestehen wollen, brauchen sie visionäre und kreative Leader. Also Menschen, die die Zukunft sehen und gestalten können. Teams, die von einem zukunftsweisenden Leader geführt werden, sind um 25% beweglicher. Sie arbeiten engagierter, sind innovativer und zeigen eine um 18% höhere Performance als Teams mit einer Führungskraft ohne Fähigkeit zur Prospektion.[1] Gerade jetzt, durch die rasante Entwicklung von KI in unserer VUKA-Welt (gekennzeichnet durch ständige Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität) ist es die dringende Aufgabe von Führungskräften, Innovationsprozesse zu verankern und Mitarbeiter zu ständiger Kreativität zu ermutigen.
Nein! Die Zukunft auf Basis vergangener Erfahrungen zu planen, funktioniert nicht mehr.
Unternehmen müssen prospektionsfähige Führungskräfte aufbauen und Prozesse etablieren, mithilfe derer jeder Mitarbeiter zum Innovator werden kann.
Visionäre, zukunftsorientierte und die Zukunft aktiv und mutig kreierende Führungskräfte sind die Lösung, um langfristig erfolgreich zu sein. Die Fähigkeit zur Prospektion ist die Superkraft des 21. Jahrhunderts. Und Prospektion ist die Grundlage von Unternehmensstrategien, Produktinnovationen, Partnerschaften, Investmentportfolios. Nur Meister dieses Fachs werden wirklich gedeihen. Alle anderen kommen gerade so über den Tag.[2]
Regelrecht schockiert war ich, als eine aktuelle McKinsey-Studie, in der wesentliche Veränderungen in Organisationen untersucht wurden, mich aufrüttelte und darüber aufklärte, dass nur 25% der Mitarbeiter ihre Führungskräfte für visionär, engagiert und leidenschaftlich halten, um die Zukunft zu gestalten.[3]
Ja, bitte lasst auch ihr euch aufrütteln, um zu erwachen, zu erkennen, zu bewegen und zu strahlen. Warum? Es macht Spaß und bringt voran; dich persönlich und dein Umfeld.
Und nun die gute Nachricht, die mich persönlich dazu motiviert, meinen Job zu machen und dir zu helfen, in die Umsetzung, in die Kreativität zu kommen: Sich die Zukunft vorzustellen, ist eine für Menschen einzigartige und ihnen angeborene Fähigkeit. Wir können es lernen und trainieren.
Zum visionären Mut-Macher zu werden ist erlernbar.
Unternehmen müssen jetzt damit starten, ihre Leader zu ebendiesen zu machen.
Und wie? Reflektiere doch einmal meinen einfachen, 4-stufigen Prozess für mehr Innovationskraft in dir selbst. Vielleicht kannst du davon direkt heute Teile umsetzen?
Neugier, Optimismus, Lebensfreude und Tagträumen helfen mir persönlich bei der Ideenfindung.
An die Ideenfestigung gehe ich dann mit Pragmatismus, gesteuertem Hinterfragen, Diskutieren und dem Durchdenken von Worst-Case-Szenarien.
Eimerweise Selbstsicherheit und Enthusiasmus bringen mich dann dazu, mein Team begeistern und mitreißen zu können.
Um schließlich gemeinsam zum Ergebnis zu kommen: Zur Innovation, die bereit für den Entwicklungsprozess ist.
Und selbstverständlich; der Erfolg jeglicher Innovation ist zutiefst von Unsicherheit behaftet. Egal, mit wie viel Enthusiasmus, Überzeugung und Selbstsicherheit wir diese zur Realisierung bringen wollen. Mein best-practice ist, mich mutig mit dieser Unsicherheit anzufreunden. Ich bin bewusst risikoaffine Gestalterin meiner und unserer Zukunft. Geerdet durch ausreichend vorhandene Bedenkenträger um mich herum komme ich immer wieder zur Reflexion und damit zur mutig-überlegten und gleichzeitig schnell umgesetzten Innovation. Let’s go!
___________ [1] A. Reece u. a., “The Future-Minded-Leader”, https://grow.betterup.com/resources/future-minded-leader, aufgerufen am 19.07.2023. [2] G. Rosen Kellerman, M. Seligman, 2023, „Tomorrowmind”, S. 206. [3] McKinsey & Company, 26.04.2023, „The State of Organizations 2023 report”, https://www.mckinsey.com/capabilities/people-and-organizational-performance/our-insights/the-state-of-organizations-2023, aufgerufen am 19.07.2023.
Comments